Mein etwas romantischer Jahresrückblick

Im vergangenen Jahr ist viel passiert. Vor etwas mehr als einem Jahr war ich ein resignierter π-Uhr-Tweetschreiber und musste mir eingestehen, dass ich mit meinem Leben unzufrieden war und auf der Stelle zu treten schien. Ich wohnte hoch im Norden in der kleinen Stadt Kiel und begann eine Beziehung zu einer Frau, die 900 km weiter südlich, im tiefen bayerischen Wald wohnte. Ich schrieb zwar hie und da meine Texte und Kurzgeschichten, war aber derart oft von Selbstzweifeln geplagt, dass ich mich scheute, diese direkt und so, wie sie aus mir kamen in meinem Blog zu veröffentlichen oder im Zuge von Poetry Slams oder Lesebühnen vorzutragen. Im Norden wollte der Winter anscheinend gar nicht enden und die wenigen Sonnenstunden konnten meine schwankende Laune auch nicht recht erhellen und wenn, dann hielt es nicht lang an. Weiterlesen

Im Buchladen

Ich schlendere durch einen Buchladen in einem hippen Szenebezirk dieser Stadt, die sich einbildet, in irgendeiner Form mondän und weltoffen zu sein, wobei die Stadt beim Versuch, ihre Weltoffenheit durch den Versand von U-Booten zu beweisen, im zweiten Weltkrieg bis auf den letzten Stein ausgebombt wurde, aber das ist hier nur am Rande erwähnenswert. Ich blättere in einem zeitgenössischen Roman, weil ich die Gestaltung der Vorder- und Rückseite ansprechend finde und muss schmunzeln. Weiterlesen

Wo die liegende Acht sich zu schneiden scheint

Klick macht es. Ich lehne mich zurück, mache den Rücken gerade, das erste Mal seit Stunden und plötzlich fange ich es, ohne darüber nachgedacht zu haben, was ich eigentlich genau suche. Ich sitze im Halbdunkel vor einem Loch, in das ich die letzten fünf Stunden apathisch hineingeblickt hatte. Es ist drei Tage vor Weihnachten zweitausendsieben und gegen vier am Nachmittag. Ich sitze auf einem See, der schon seit Wochen fünfundzwanzig Zentimeter tief zugefroren ist. Ich hocke viel mehr im Schneidersitz auf dem Pankajärvi im Osten Finnlands, rund zwanzig Kilometer vom karelischen Lieksa entfernt. Seit drei Stunden mindestens habe ich mich nicht bewegt, teils um es mir selbst zu beweisen, teils, weil es die Fische verscheuchen könnte, die tief im Winter ohnehin schlecht beißen, hauptsächlich aber, weil nach Stunden der Regungslosigkeit jede Bewegung schmerzt, aber der Schneidersitz die einzig akzeptable Sitzposition zum Eisangeln ist. Weiterlesen